Wie die Glaubwürdigkeit von Vortragenden verbessert werden kann... Audio könnte ein wichtiger Faktor sein.

 

Eine unabhängige Studie mit dem Titel „Good Sound, Good Research“, die in der Fachzeitschrift Science Communication veröffentlicht wurde, kommt zu dem Ergebnis, dass nicht nur der:die Sprecher:in und der Inhalt eines Vortrags die Bewertung einer Rede beeinflussen, selbst wenn es sich um eine nüchterne, wissenschaftliche Präsentation handelt: Auch die Audioqualität spielt eine entscheidende Rolle. Diese Erkenntnis lässt sich ebenso auf die Geschäftswelt übertragen und ist aktuell aufgrund der allgegenwärtigen virtuellen Kommunikation besonders wichtig. Chad Wiggins, Senior Director of Networked Audio Systems bei Shure, und William Zadnik, Senior Applications Engineer, erläutern die Tragweite der Studienergebnisse für die Unternehmenswelt.

 

 

Bei dem derzeitigen Misstrauen gegenüber Politiker:innen und Expert:innen werden die Worte einer Führungskraft genauso hinterfragt wie der Vortrag einer Wissenschaftlerin oder eines Wissenschaftlers, wenn nicht sogar stärker. Denn in dieser Zeit der allgemeinen Unsicherheit müssen Beiträge nicht nur klar, detailliert und sachlich sein, sondern die Zuhörer auch auf emotionaler Ebene ansprechen. Mehr als je zuvor steht die Glaubwürdigkeit von Führungskräften auf dem Prüfstand. CIOs können dazu beitragen, diese Glaubwürdigkeit zu stärken.

 

Die Audioqualität ist bei virtuellen Interaktionen ein wesentlicher, aber bisher nicht bewusster Faktor für die Überzeugungskraft und Glaubwürdigkeit von Führungskräften.

 

Wie in jedem Quartal spricht Russell, CEO eines großen Unternehmens, bei einer Versammlung vor 3.500 Mitarbeiter:innen verschiedener Nationalitäten. Die Ergebnisse, die er bekanntgeben wird, sind gut. Seine Pläne sind fundiert, seine Assistent:innen haben überzeugende Präsentationen vorbereitet, er ist zuversichtlich. Aber der Eindruck täuscht. Die Mitarbeiter:innen nehmen den Vortrag ganz anders wahr. Cedric hat das Mikrofon viel zu nah am Mund, man kann seinen Atem hören. Das Geräusch des Papiers, das er zusammenknüllt, ist so laut, dass viele Teilnehmende ihre Kopfhörer abnehmen müssen, um ihre Ohren zu schützen. Und als Cedric an die Finanzdirektorin Susan übergibt, wird das Debakel noch offensichtlicher. Susan befindet sich allein in einem sehr stark hallenden Besprechungsraum, und ihr Mikrofon ist viel lauter als das von Cedric. Schon bei den ersten Silben schrecken mehrere Hundert Mitarbeiter:innen auf. Vor der Coronakrise fanden solche Konferenzen üblicherweise im Boardroom in den Londoner Büros des Unternehmens statt, und ein AV-Team kümmerte sich vor Ort um den reibungslosen Ablauf. Seit einem Jahr werden die Versammlungen jedoch als Videokonferenzen abgehalten, was vermutlich auch noch lange so bleiben wird.

 

Motivieren Sie Ihre Teams im Homeoffice, geben Sie ihnen Einblicke in die zu erwartenden Entwicklungen im Unternehmen und erzeugen Sie trotz der Distanz ein Zusammengehörigkeitsgefühl! Eine Vollversammlung ist äußerst wichtig. Bei solchen Gelegenheiten werden die Führungskräfte genau beobachtet und beurteilt. In diesen Momenten wird gehört, was sie zu sagen haben. Dass eine nicht überzeugende Versammlung enttäuschend oder gar demotivierend wirken kann, ist offensichtlich. Zumal die Mitarbeiter:innen gerade in der Übergangsphase nach der Pandemie noch stärker auf Ankündigungen des Managements achten. Solche Reden müssen fehlerfrei über die Bühne gehen. Was passiert, wenn in einer so wichtigen Situation die Audioqualität nicht stimmt?

 

Der Redner wirkt weniger glaubwürdig, der Vortrag ist weniger wirksam.

 

Laut der Studie „Good Sound, Good Research“, die von Dr. Eryn Newman von der Australian National University (ANU) in Zusammenarbeit mit Prof. Norbert Schwarz von der University of Southern California (USC) durchgeführt wurde, wirkt sich schlechte Audioqualität nicht nur auf das Verständnis des Vortrags, sondern auch auf die Beurteilung der:des Sprechenden aus. Es reicht nicht aus, eindrucksvolle, hochwertige Inhalte zu liefern – selbst bei sehr technischen oder wissenschaftlichen Themen.

 

Forschungsergebnisse der kognitiven Psychologie belegen seit Langem, dass Aussagen, die schwer zu verstehen sind, seltener als wahr und überzeugend beurteilt werden. Aber die Studie von Newman und Schwarz geht in ihren Thesen und ihrer Methodik noch weiter. Sie zeigt: Wenn Menschen sich Aufnahmen eines Vortrags von Wissenschaftler:innen auf YouTube oder ein Interview für die hoch angesehene Radiosendung „Science Friday“ anhören, hat die Audioqualität einen großen Einfluss sowohl auf ihre Wahrnehmung des Inhalts als auch auf ihre Beurteilung des:der Sprecher:in. Mit anderen Worten: Das Interesse daran, was gesagt wird, bleibt unabhängig von der Audioqualität gleich, aber die Bewertung des Inhalts und des:der Sprecher:in ändert sich. Selbst wenn die Rede der Wissenschaftlerin oder des Wissenschaftlers höchst präzise und fundiert ist, hängt das Urteil der Zuhörenden zu einem großen Teil von der Klangqualität ab. Eine schlechte Klangqualität stellt die Professionalität des Vortrags in Frage und wirkt sich somit auf das Image der:des Sprechenden und ihre:seine Glaubwürdigkeit aus.

 

Obwohl sich das Publikum der Studie von dem in der Unternehmenswelt unterscheidet, lassen sich die Ergebnisse übertragen: Es wurden zwei zufällig zusammengestellte Gruppen miteinander verglichen, die zwei verschiedenen Anreizen ausgesetzt wurden, wobei die Klangqualität die einzige Variable war. Zudem bezieht sich die Studie auf eine spezifische Gesprächssituation, die auch in der Geschäftswelt relevant ist: den frontalen Vortrag, der zum Beispiel bei Vollversammlungen oder Webinaren Anwendung findet. Wir können die Ergebnisse also auf alle Bereiche übertragen, in denen die Glaubwürdigkeit und die allgemeine Beurteilung eines Vortrags entscheidend sind. Ob in einem Unternehmen, in Bildungseinrichtungen oder einem Krankenhaus: Um verstanden zu werden, müssen Sie richtig gehört werden.

 

 

Sprachverständlichkeit: Was in einem Besprechungsraum akzeptabel ist und was nicht

 

Diese Studie regt Audio-Experten an zu hinterfragen und zu definieren, was für einen Videokonferenzraum akzeptabel ist. Denn es kann vorkommen, dass ein:e Redner:in zwar einen inhaltlich fundierten Vortrag hält, jedoch aufgrund von unzureichender Audioausstattung und schlechter Raumakustik nicht überzeugen kann. Welche Variablen beeinflussen die empfundene Glaubwürdigkeit der Botschaft und des:der Sprecher:in? Ist es der Signalpegel? Sind es die akustischen Eigenschaften des Raums, insbesondere die Nachhallzeit? Ist es die begrenzte Bandbreite eines Systems? Oder sind es eventuell vorhandene Störgeräusche? Letztlich geht es darum, welche Audioprobleme tolerierbar sind und welche nicht.

 

Nach der STIPA-Testmethode liegt der empfohlene Index für eine verständliche Sprachübertragung bei 0,60 STI. Aber reichen 0,60 wirklich aus, oder sollten wir mindestens 0,76 erreichen? Manche Besprechungsräume erfüllen diesen akustischen Standard, bieten jedoch trotzdem keine akzeptablen Bedingungen für verständliche Vorträge. Wir finden uns damit ab, weil der Sprachübertragungsindex nach wie vor der am weitesten anerkannte Parameter zur Beurteilung der Sprachverständlichkeit ist. Allerdings wurde er hauptsächlich für Beschallungssysteme konzipiert, wie man sie beispielsweise in Einkaufszentren, Stadien oder Bahnhöfen vorfindet. Bei öffentlichen Durchsagen reicht es aus, eines von drei Wörtern zu verstehen, um zu begreifen, dass es einen Feueralarm gibt oder dass der Zug gleich abfährt. Man muss nicht den gesamten Satz hören, um zu begreifen, was gesagt wird. Wenn Sie jedoch an einer virtuellen Konferenz oder einem Webinar teilnehmen, müssen Sie den gesamten Satz und den Gedankengang des:der Sprecher:in verstehen. Das STIPA-Messverfahren eignet sich nicht unbedingt für einen Huddle Room oder Videokonferenzraum. Die bestehenden Standards zur Beurteilung der Klangqualität sind für moderne Anwendungen ungeeignet und nicht an die Unternehmenswirklichkeit angepasst.

 

Wenn wir die bisherigen Argumente berücksichtigen, sind wir uns sicher einig, dass es bei einer wichtigen Rede der Geschäftsleitung nicht ausreicht, nur das Laptopmikrofon und die vorhandenen AirPods zu nutzen. Wir müssen jedoch allerdings zugeben, dass das Audio-Equipment nicht alles ist – egal, wie hochwertig. Woran liegt das? Neben der Kompression zur Einsparung von Bandbreite hat auch der Raum selbst einen bedeutenden Einfluss auf die Audioqualität. Selbst das beste Equipment der Welt stößt irgendwann an seine Grenzen, wenn die Raumakustik nicht berücksichtigt wird.

 

Kümmern Sie sich um die Akustik Ihrer Besprechungsräume!

 

Die akustischen Eigenschaften eines Raums spielen eine ebenso große Rolle für die Sprachverständlichkeit wie die Mikrofone. Bei Shure werden alle Mikrofone umfangreichen Tests in streng kontrollierten, reflexionsarmen Räumen unterzogen, um sicherzustellen, dass sie die Klangquelle so authentisch wie möglich abbilden. Sogar die Position des Mikrofons wird von einem speziellen Gerät sorgfältig kontrolliert, um eine zuverlässige und gleichmäßige Messung von allen Seiten sicherzustellen. Nichts wird dem Zufall überlassen.  Alle Investitionen eines Unternehmen in leistungsstarke Technologien können durch mangelhafte Raumakustik jedoch zunichte gemacht werden.

 

Manche Räume – insbesondere solche, die hauptsächlich nach ästhetischen Designaspekten konzipiert wurden – stellen Integratoren vor enorme Herausforderungen, weil sie vorhandene Geräusche auf natürliche Weise verstärken. Kacheln, Glaswände, sichtbares Mauerwerk und glatte, ebene Flächen reflektieren den Schall, statt ihn zu absorbieren. Heizkörper und Fenster beeinflussen die Akustik. Und jedes unerwünschte Geräusch, beispielsweise Papierrascheln oder das Tippen auf einer Tastatur, kann die Sprachqualität zusätzlich beeinträchtigen. Für online zugeschaltete Teilnehmer sind solche Geräusche besonders störend. Deshalb muss bei der Raumgestaltung auch immer die Akustik berücksichtigt werden, um kostspielige Nachbesserungen zu vermeiden.

 

Natürlich gibt es Technologien zur Unterdrückung von Störgeräuschen, welche die Audioqualität und damit die Wahrnehmung der Zuhörer:innen positiv beeinflussen können. Mit Software-DSPs, Deckenmikrofonen mit digitaler Signalverarbeitung oder dedizierter Hardware können wir unerwünschte Geräusche dämpfen und die Stimmen der Anwesenden isoliert wiedergeben. Mikrofonarrays mit variabler Richtcharakteristik können die Sprecherpositionen genau erfassen und die Abdeckungsbereiche entsprechend anpassen, um die Störgeräusche im Raum auszublenden. In großen Räumen können wir auch Voice Lift Systeme einsetzen, um die Kommunikation innerhalb des Raums zu unterstützen - zum Beispiel kann ein solches System die Stimme einer Person im hinteren Bereich des Raumes gezielt so verstärken, dass sie im vorderen Bereich gut gehört wird. Shure hat es sich zum Ziel gesetzt, zuverlässig produktive Videokonferenzen mit herausragender Audioqualität zu ermöglichen.

 

Jedoch ist es für IT-Abteilungen ebenso wichtig, einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen, der nicht nur das Equipment, sondern auch den Raum berücksichtigt und das Bewusstsein für ein weiteres wichtiges Glied in der Kette stärkt: die Mitarbeiter:innen. Die Kommunikation darf nicht durch laute Störgeräusche beeinträchtigt werden, denn diese wirken sich nicht nur auf das Wohlbefinden des Publikums aus, sondern haben auch einen direkten Einfluss auf die Beurteilung des:der Sprecher:in durch die Teilnehmer:innen einer Videokonferenz. Achten Sie darauf, dass die Klangqualität den Anforderungen entspricht, wenn Ihre Führungskräfte das nächste Mal eine Gruppenbesprechung organisieren oder Ihre Vertriebsmitarbeiter:innen einen Vertragsabschluss anstreben. Ihre Glaubwürdigkeit hängt davon ab, und zur Zeit liegt sie mehr denn je auf den Schultern der IT-Abteilung und der AV/IT-Experten.

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